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Im Herbst könnte eine vierte Corona-Welle vor allem Kinder und Jugendliche treffen, da sie als Letzte geimpft werden. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie gefährlich Covid-19 für sie ist. Wie hoch ist ihr Risiko, schwer zu erkranken, wie wahrscheinlich sind langfristige Beeinträchtigungen?
Jeder, der nicht gegen Covid-19 geimpft ist, werde sich früher oder später anstecken, sagt Virologe Christian Drosten. Das werden zu einem Großteil Kinder und Jugendliche sein. Denn selbst wenn eine Impfung für die Älteren unter ihnen jetzt grundsätzlich möglich ist, werden sie eher zuletzt geimpft. Die unter 12-Jährigen bleiben auf jeden Fall noch längere Zeit ungeschützt. Vor allem ihre Eltern wollen daher wissen, wie gefährlich Covid-19 in diesen Altersklassen ist.
Bisher ist man davon ausgegangen, dass vor allem ältere Menschen schwer erkranken oder gar sterben. Und daran hat sich auch nichts geändert. Bei den folgenden Zahlen gilt es immer zu bedenken, dass rund 14 Millionen Deutsche zwischen 0 und 18 Jahre alt sind.
Den aktuellen RKI-Zahlen nach waren von den bisher rund 89.200 registrierten Corona-Toten in Deutschland nur 20 jünger als 20 Jahre. Mindestens 15 von ihnen hatten Vorerkrankungen. Der Anteil der Minderjährigen ist so klein, dass er im Balkendiagramm nicht mal zu sehen ist, solange man die Grafik nicht anklickt.
Ein weiteres Register führt die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), in das bundesweit Kinderkliniken stationär behandelte Kinder und Jugendliche mit SARS-CoV-2-Infektion melden. Dabei werden auch genaue Daten zu Krankheitsverläufen erfasst.
178 Kinderkliniken haben der DGPI bisher insgesamt 1603 stationäre Covid-19-Aufnahmen gemeldet, vom 11. April bis 6. Juni waren es 344. Von allen Fällen mussten 5 Prozent auf Intensivstationen behandelt werden, seit Ende April waren es drei Patienten.
Von allen gemeldeten Fällen waren 37 Prozent jünger als 1 Jahr alt, davon die meisten noch keine vier Monate alt. 10 Prozent waren gerade mal 1 Jahr. Das heißt von allen der DGPI gemeldeten Kindern war knapp die Hälfte unter 2 Jahre alt.
Die häufigsten Krankheitssymptome von stationär behandelten Minderjährigen sind Fieber (64 Prozent), Infekte der oberen (39) und unteren Atemwege (39) sowie Infekte des Magen-Darm-Trakts (25).
Die DGPI erfasst auch Fälle, in denen das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) festgestellt wurde. Es gehört zu den Spätfolgen, die nach Covid-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen auftreten können. Unter anderem bestätigt eine aktuelle US-Studie den Zusammenhang. PIMS ist allerdings sehr selten und laut "Deutscher Apotheker Zeitung" (DAZ) auch gut behandelbar.
Das bestätigen die Daten der DGPI. Vom 27. Mai 2020 bis zum 6. Juni 2021 registrierte sie 342 Kinder und Jugendliche mit PIMS. Die meisten Fälle wurden zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle von Dezember bis März gemeldet.
Tödliche Verläufe wurden der DGPI bisher nicht gemeldet. Auch Folgeschäden sind mit weniger als 10 Prozent (25 Fälle) selten. Hier kommen Herz-Kreislauf-Probleme (18 Fälle) mit Abstand am häufigsten vor.
PIMS ist aber nur eine von möglichen Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung bei Kindern. Wie stark sie von Long-Covid (Post-Covid) betroffen sind, ist noch nicht ganz klar, erst allmählich bringen Studien Licht ins Dunkel.
Für eine im April von "The Lancet" publizierte australischen Studie werteten Forscher Daten von 151 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren aus, die nach einem positiven Covid-19-Test an die Kinderklinik in Melbourne überwiesen wurden.
Die meisten von ihnen hatten milde oder asymptomatische Verläufe. Zwölf (8 Prozent) der jungen Patienten zeigten nach drei bis sechs Monaten post-akute Syndrome. Sechs von ihnen (4 Prozent) hatten leichten Husten, drei (2 Prozent) litten unter Müdigkeit. Nach spätestens acht Wochen waren diese Symptome abgeklungen.
Nach von April 2020 bis Mitte Dezember 2020 gesammelten Daten des britischen Office for National Statistics (ONS) zeigen etwa 13 Prozent der Kinder von 2 bis 11 Jahren fünf Wochen nach dem ersten Auftreten noch Covid-19-Symptome. Bei den 12- bis 16-Jährigen sind es 14,5 Prozent, bei älteren Jugendlichen knapp 17 Prozent.
Für eine im April publizierte italienische Studiebefragten Wissenschaftler 123 Kindern im Durchschnittsalter von 11,4 Jahren, bei denen zwischen März und November 2020 Covid-19 diagnostiziert wurde. Rund 43 Prozent zeigten nach mehr als 60 Tage noch mindestens ein Symptom. Besonders häufig traten Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Atembeschwerden und Herzklopfen auf.
Auch die DGPI hat im Frühjahr begonnen, Daten zu Post-Covid bei Kindern und Jugendlichen zu sammeln. Diese Informationen werden sehr aufschlussreich sein, bisher hat die Gesellschaft aber noch keine Zwischenergebnisse veröffentlicht. Leider habe er für Deutschland noch keine Zahlen, sagte der DGPI-Vorsitzende Johannes Hübner ntv.de. Internationale Vergleiche seien schwierig, also nach Italien, England oder Australien zu sehen. "Wir brauchen da schon auch eigene Daten aus Deutschland".
Ein Problem sieht Hübner im breiten Spektrum der Long-Covid-Symptome. Milde Symptome wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen seien sehr schwer von Dingen zu differenzieren, "die wir möglicherweise alle haben, die halt einfach die Belastungssituation im Rahmen der Pandemie reflektieren".
Ein weiterer Punkt sei, wie man Long-Covid definiere, ob man Symptome noch nach fünf, neun oder zwölf Wochen feststellen könne. "Je länger die Zeiträume sind, desto mehr verschwindet natürlich davon", so Hübner. "Wir sehen aber jetzt auch schon Patienten, die doch eine massive Symptomatik haben, aber nicht sehr viele". Man müsse die Entwicklung jetzt einfach gut beobachten.
Einen Grund, deswegen erneut Schulen zu schließen, sieht Johannes Hübner auf keinen Fall. "Wir als Kinderärzte haben immer gesagt, dass man Schulen auch in der Pandemie offenhalten kann. Dafür gibts ganz klar Empfehlungen, Stellungnahmen, Richtlinien", sagte er ntv.de. Das sähen auch Kollegen in den USA, Frankreich oder England so.
Die ganze Angst und Sorge vor Schulen als Pandemietreiber sei inzwischen durch viele Berichte, durch viele Studien widerlegt. Hübner geht davon aus, dass es im Herbst in den Schulen keine Probleme mehr geben werde, wenn es bis dahin gelinge, die Mehrheit der Erwachsenen zu impfen und damit die Fallzahlen niedrig zu halten.
Dass die STIKO vorerst nur Impfungen für 12- bis 17-Jährige mit Vorerkrankungen empfiehlt, hält der Kinderarzt für völlig richtig. Die Datenlage sei im Moment dafür einfach noch zu dünn. Wenn man bessere Daten über Verträglichkeit und Nebenwirkungen habe, werde dies nochmal neu bewertet. Dies sei der Fall, wenn man die Auswertungen aus den USA habe, wo bereits über 5 Millionen Kinder zwischen 12 und 15 Jahren geimpft worden seien.
"Ich habe da keine Sorge und bin optimistisch, dass das gut vertragen wird, würde aber erst ganz gerne die Daten sehen". So sehe dies auch die STIKO. "Und dann können die Jugendlichen mit ihren Eltern auch selbst entscheiden, ob sie geimpft werden sollen".
Quelle: ntv.de
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